Ente gut! Mädchen allein zu Haus.

Ab dem 26.05.2016 im Kino

Einen harmlosen Kinderfilm zu schaffen, der Vorurteile über andere Kulturen aufbrechen soll, dies war vermutlich die Intention hinter Ente Gut – Mädchen alllein zu Haus. Selten sah man einen Film derart daran scheitern, seine Ziele zu erreichen.

Die Prämisse des Films erinnert an die Ausgangslage von Hirokazu Koreedas Meisterwerk Nobody Knows aus dem Jahre 2004:
Zwei Geschwister werden mit einem Haufen Geld von ihrer Mutter alleine in der Wohnung zurückgelassen und sind gezwungen über mehrere Wochen für sich selbst zu sorgen. In Ente gut – Mädchen allein zu Haus tritt nun eine zusätzliche Figur ins Spiel: Die zwölfjährige Pauline. Sie spioniert mit ihrem Fernglas die Nachbarschaft aus und erfährt so von der Situation der beiden alleinlebenden Schwestern. Prompt beschließt sie, die beiden zu erpressen: Entweder sie werden ihre Freundinnen oder aber sie verpfeift die Beiden ans Jugendamt. Die vietnamesischen Mädchen gehen auf die Erpressung ein, woraufhin die selbsternannte „Bande“ alles versucht, um die Abwesenheit der Mutter zu verschleiern.

Man könnte nun über die Dialoge herfallen, die klingen, als hätten sie Drehbuchautoren im Alter der Protagonisten geschrieben. Man könnte sich über die lächerliche, eindimensionale Charakterzeichnung aufregen, die selbst einem Film für Dreijährige nicht würdig ist. Man könnte auch die Absurdität und fehlende Authentizität vieler Handlungselemente kritisieren. All das will ich hier nicht tun, denn all dies liegt nur in dem gewaltigen Schatten des enormen Zorns, den die kruden Moralvorstellung und die klischeehafte, beinahe rassistische Darstellung der vietnamesischen Kultur in diesem von Staatsgeldern finanzierten Film in mir auslöst.

Vielleicht wollte man Vorurteile abbauen, einen Einblick in andere Kulturen geben, Angst vor dem Unbekannten abbauen, oder was auch immer. Was man hier erreicht ist schlicht das Gegenteil von all dem.

Natürlich ist die gesamte vietnamesische Gemeinschaft der Nachbarschaft in einer Art mafiösen Netzwerk organisiert, in welchem ein Don regiert. Er muss alles absegnen bevor es geschehen darf und ihm ist regelmäßig Tribut zu zahlen. Natürlich kann die im Restaurant arbeitende Vietnamesin lediglich ihre eigene Sprache und selbstverständlich muss ihre sprachliche Inkompetenz regelmäßig als Pointe eines Witzes genutzt werden. Natürlich ist die Kinderarbeit in eben jenem Restaurant eigentlich kein Problem. Natürlich ist der Mutter wenn sie nach Wochen der Abwesenheit endlich zurückkehrt kein wirklicher Vorwurf zu machen.

Die Polizei hingegen soll lieber mal ein Auge im Bezug auf die Kinderarbeit zudrücken und nicht so einen Stock im Hintern haben, ebenso wie die Jugendbehörde. Was wagt diese es eigentlich sich in die Privatangelegenheiten anderer Menschen einzumischen? Und was fällt dem Ex-Mann der Mutter eigentlich ein, jetzt nicht die Kinder zu decken und vor dem bösen Jugendamt zu schützen?

Was für eine verworrene Vorstellung haben die Filmemacher von den Vietnamesen in Deutschland? Was für ein verworrenes Konzept haben sie von Recht und Moral?

 

Beitragsbild: Pressematerial zu „Ente gut! Mädchen allein zu Haus“ © Kevin Lee Film Meike Birck

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