Green Room

Ab dem 02.06.2016 im Kino

Ein Haufen Jugendlicher in einer Hütte in der Wildnis. Draußen Horden von Zombies, die nur darauf warten, dass die Teenager die sichere Unterkunft verlassen.

Diese Beschreibung trifft auf unzählige, Trash-Horrorfilme aus den letzten Jahrzehnten zu. Regisseur und Drehbuchautor Jeremy Saulnier baut sein Skript auf dieser bekannten, simplen Grundhandlung auf: Er ersetzt Zombies durch Nazis und den Haufen Jugendlicher durch einen Haufen Jugendlicher, die zusammen eine Punkband bilden. Es scheint ihm dabei jedoch nicht darum zu gehen, seinem Film Tiefe zu verleihen. Vielmehr hat man das Gefühl, er wolle die oft genutzte und ebenso oft schlecht gesehene Standardgeschichte auf hochwertige Weise erzählen.

Hierzu setzt er eine Amateur-Punkband in eine scheinbar ausweglose Situation. Nachdem sie in einem abgelegen Nazi-Partyhaus ein kleines Konzert geben, werden die Mitglieder Zeugen eines Mordes. Daraufhin verbarrikadieren sie sich in dem Raum in dem die Tat geschah. Daher beginnen die Neonazis unter der Führung von Darcy Banker, gespielt von Patrick Stewart, auszutüfteln, wie die problematischen Zeugen am besten aus dem Weg zu räumen seien.

Saulnier schöpft hier das gesamte bekannte Repertoire, das die Horrorfilmtrickkiste hergibt, aus und schreckt auch vor drastischen Gewaltdarstellungen nicht zurück. Eine Horde bluthungriger Hunde etwa, die Banker auf die Teenager loslässt, zerfetzt durchaus Gliedmaßen und Kehlen. Die Kamera hält dabei häufig drauf und zeigt die Brutalität in ihrem ganzen Ausmaß. Der Regisseur beweist ein gutes Gespür dafür, wann er welches Mittel einzusetzen hat, um den Zuschauer in Schrecken zu versetzen und ihn Spannung spüren zu lassen. Dabei schafft er es auch, der Umgebung eine unheimliche Atmosphäre zu verleihen, die diese, nicht nur aufgrund des versteckten Drogenlabors, die gesamte zweite Hälfte des Films ausstrahlt. Dennoch wäre eine etwas innovativere Inszenierung wünschenswert gewesen. Auch die Geschichte erfüllt leider, abseits des gewählten Szenarios, exakt die Erwartungen, mit denen man das Kino betritt.

Angesichts der fehlenden Tiefe, auf die Jeremy Saulnier wohl bewusst verzichtete, entpuppt sich Green Room somit insgesamt als Enttäuschung. Zwar nutzt der Regisseur das bekannte Potential des beliebten Horror-Szenarios voll aus, er verpasst es aber, etwas Neues zu schaffen und dem Film seine eigene Identität zu geben. Wer Lust auf einen handwerklich guten Slasher-Film hat, wird mit Green Room seine Freude haben. Wer jedoch nach einem wirklich guten Film sucht, wird enttäuscht werden.

 

 

Beitragsbild entnommen aus dem Trailer zu „Green Room“ © Universum Film 2016

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