Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht

Am Dienstag war ich auf der Pressevorführung von Star Wars: Episode VII in Hamburg. Meine Eindrücke zum Star Wars Universum und dem neuesten Film werden in diesem Artikel geschildert. Keine Angst: Spoiler werden vermieden! Möge die Macht mit euch sein!

„Das Wunder, wenn man es erlebt, ist nie vollkommen. Erst die Erinnerung macht es dazu.“ – Erich Maria Remarque

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis…

Kreatives Wirken kann die Welt verändern. Es ist ausgeschlossen, dass eine Analyse jedes einzelnen Filmes der gewaltigen Schöpfung von Star Wars gerecht werden kann. Bei Star Wars handelt es sich um einen tiefgreifenden Eingriff in die populäre Kultur, welcher nur auf einem Wege in diesem gewaltigen Ausmaß funktionieren konnte:

Kunst, die die Masse begeistert. Kunst, die die Welt verändert: Durch Kunst, die Raum für eine einzigartige Gefühls- und Erlebniswelt schafft, welcher die Grenzen der menschlichen Fantasie auf jedem Spektrum bedient: Star Wars ist ein definierendes Werk unserer Generation und somit allgegenwärtige Realität.

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So oder so ähnlich ließe sich das populärste und finanziell wertvollste Franchise der Welt verstehen, ganz gleich, ob die Filmreihe gefällt oder nicht. Der weitreichende Einfluss ist anzuerkennen; ferner hat er seine Gründe, deren volles Verständnis wahrscheinlich bloß den Intellektuellsten unter uns vorenthalten ist. Ich bin nicht in der Lage präzise herauszustellen, welche Elemente zu dieser Schöpfung beigetragen haben; fraglich, ob dies überhaupt möglich ist – schließlich handelt es sich dabei um das Zusammenwirken unzähliger Einzelteile und Umstände, die bloß in ebendieser Kombination jene Wirkung entfalten konnten.

Keineswegs handelt es sich bei den Star Wars Filmen um perfekte Werke – und das sollte jedem bewusst sein: Eine Auflistung der Mängel macht keinen Sinn, jene wurden bereits in Kritiken und Analysen verschiedener Autoren umfangreich diskutiert. Vielmehr möchte ich meine Anerkennung zum Ausdruck bringen, und das obwohl ich mit aller Deutlichkeit betonen möchte, dass ich kein Star Wars Fan bin. Star Wars ist trotz einer ständigen Konfrontation an mir vorbeigegangen – ich wurde zu spät an das Star Wars Universum herangeführt. Nun fehlt eine gewisse kindliche Naivität, um den emotionalen und bindenden Kern der Geschichte zu begreifen, da sie eine Präsenz im Gedanken- und Ideenraum einnehmen muss, um jene imposante, nachhaltige Wirkung zu entfalten. Erinnerungen. Erinnerungen machen Star Wars zum Wunder unserer Zeit.

Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht

Die Herausforderung bei der kritischen Auseinandersetzung mit dem neuesten Film liegt nicht darin, jeden einzelnen Makel herauszustellen: Bei diesem Hype kann der Film nämlich nur verlieren. Im Mittelpunkt steht, ob Star Wars: Episode VII dem gewaltigen kulturellen Einfluss gerecht werden kann. Fühlt es sich wie Star Wars an?

Regisseur J.J. Abrams versucht einen Drahtseilakt: Einerseits muss der Film seinen Vorgängern stilistisch und atmosphärisch treu bleiben, andererseits wird er als Regisseur gestalterisch eingreifen wollen und sich gleichzeitig von seinen anderen Werken distanzieren müssen. Bei einem Projekt wie Star Wars sind die Erwartungen enorm. Dies setzt Grenzen für das kreative Wirken des Regisseurs, welche Abrams geschickt nutzen sollte: Ansonsten würde der Film nichts weiter bieten, als ein sowieso garantiertes audiovisuelles Spektakel.

„Die Macht ist mit dir, junger Skywalker. Aber noch bist Du kein Jedi.“ – Darth Vader zu Luke Skywalker (Episode: V – Das Imperium schlägt zurück)

Wie zuvor in Star Trek gelingt es dem Regisseur, die Essenz der Fantasiewelt zu destillieren. Das Erwachen der Macht fühlt sich tatsächlich wie Star Wars an: Von der Atmosphäre bis hin zur Erzählstruktur bleibt Abrams seinen Vorgängern treu. Er hat den charmanten und geliebten Kern der Saga offengelegt und präsentiert vielmehr das reine Konzept eines jeden Star Wars Filmes, als einen riskanten Eingriff zu wagen. Dies gilt für alle Bestandteile des Filmes, sogar für die Musik von John Williams.

Feige, möchte man meinen. So nutzt er damit die einzigartige Möglichkeit nicht, dem Film mit künstlerischen Entscheidungen Bedeutung zu verleihen. Klar: Der Film bringt Spaß. Er ist durchweg unterhaltsam – letztendlich wurde jedoch ein Konsumprodukt geschaffen, das von der brisanten Energie und der genialen künstlerischen Schöpfung der Saga lebt. Abrams hingegen führt sie lediglich inhaltlich weiter ohne sie tatsächlich mit neuen Ideen zu bereichern.

Das Erwachen der Macht ist somit sicherlich nicht das stärkste Kapitel der Saga. Für wahre Größe fehlen etwa ikonische Szenen in der Größenordnung von der Konfrontation von Luke Skywalker und Darth Vader in Episode: V. Abrams präsentiert, was erwartet wird: Einen Star Wars Film. Leider hat er aus Episode: VII nicht seinen Star Wars Film gemacht.

J.J. Abrams hat damit seinen Auftrag erfüllt. Er hat einen handwerklich einwandfreien und weitestgehend makellosen, charmanten und unterhaltsamen Film geliefert. Keine Frage: „Man weiß, was man bekommt.“ – dieser Grundsatz definiert das bisherige Wirken des Regisseurs. Nichtsdestotrotz wird dieser Film in den Kinokassen einschlagen wie eine Bombe. Fans werden den Film gerne sehen. Inhaltlich bietet Episode: VII interessante Ansatzpunkte, um die Motive der etablierten Charaktere zu diskutieren. Der Kult- und Unterhaltungsfaktor des Filmes wird überdies für weitere Generationen von Star Wars Fans sorgen und auch ich muss gestehen, dass ich mich auf die nächsten Episoden freue.

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Bild: Logo von „Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht“, 2015, © Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

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