Spotlight

Regisseur Thomas McCarthy richtet das Rampenlicht in Spotlight (2015) auf das gleichnamige, mehrfach ausgezeichnete Journalistenteam des „The Boston Globe“, das wesentlich zur Aufklärung der unzählbaren Misshandlungen von Kindern durch Priestern der römisch-katholischen Kirche in Massachusetts beitrug. Der Film präsentiert die lebendige Dynamik des investigativen Journalismus sowie einen wichtigen, brisanten und weitreichenden systemischen Kriminalfall der jüngeren Geschichte.

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McCarthy gelingt es, die starke emotionale Wirkung die mit diesem Fall einhergeht mit einer feinen Feder zu unterstreichen. Dem Zuschauer wird die ohnehin spannende Entwicklung des Falles weitestgehend nüchtern präsentiert. Es wird eine handwerklich meisterlich inszenierte Abbildung der Realität vor Augen gebracht, die zwar nicht viel von der Konzeption des Menschseins offenbart, jedoch umso stärker den bedeutungstragenden Kern der Geschichte herausstellt.

Das investigative Journalistenteam um Spotlight besteht aus Figuren, die von Größen wie Mark Ruffalo, Michael Keaton und Rachel McAdams gespielt werden. Diese Besetzung liefert eine fugenlose Darstellung der Einheit statt Schwerpunkte auf einzelne Figuren zu setzen: Ganz in der Linie mit den bisherigen Ausführungen offenbart sich die Stärke der Darsteller darin, dass sie authentische Menschen zeichnen und jegliche Überzeichnung vermeiden. Gleichzeitig spielen sie mit Subtilitäten, um ihren Figuren Fleisch und Blut zu verliehen – sie zu besonderen, und einzigartigen Menschen zu machen.

Spotlight lebt von der inneren Dynamik zwischen den beteiligten Personen, die als Teil solch wichtiger und engagierter Arbeit entsteht. Das Ende ist bekannt: Dennoch, der Film bleibt spannend. McCarthy schafft es mit jener Gruppendynamik die Aufmerksamkeit zu binden, weil es wegen ihrer Authentizität gelingt, den Zuschauer in die fesselnde Arbeit eines solchen Teams hineinzuversetzen.

Ein wehmütiger Blick auf vergangene Tage des Journalismus – Thomas McCarthy präsentiert in Spotlight das gleichnamige Team des „The Bosten Globe“ in einem durchweg gelungenen Drama. Spotlight hat im Jahre 2003 den Pulitzer Preis erhalten. Auf dieser Höhe sehe ich das gleichnamige Werk McCarthys jedoch nicht – sowohl die Qualität als auch der Einfluss des Filmes kann nicht die Genialität des präsentierten investigativen Wirkens widerspiegeln. Aber einen Oscar? Spotlight wäre sicherlich nicht die schlechteste Wahl.

4 von 5

 

Bild: Szenenbild aus „Spotlight“,  2015, © Paramount Pictures Germany. 

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